Freitag, 25. Januar 2013

Conquest (Lucio Fulci)

 
Ein Film für die Götter

Keulen und Äxte schwingen. Lagerfeuer lodern. Grausige Monster und unwirtliche Ländereien erwarten jene, die bereit sind, sich ihnen zu stellen. Und vergiss nicht den Lendenschurz. Es ist offensichtlich: Hier geht es um Barbaren, besser gesagt, um den Barbarenfilm. Conan der Barbar, der wohl unbestritten beste Film aus diesem Genre, hatte damals einen starken Einfluss auf meinen Filmgeschmack – und somit war es kein Wunder, dass ich mir auf der Mannheimer Filmbörse Conquest einfach kaufen musste, zumal ich ein
großer Lucio Fulci-Fan bin. Etwa 30 Schlappen hat mich die 30th Anniversary Collectors Edition von '84 Entertainment gekostet, auf die wir jetzt einen genaueren Blick werfen wollen.

Umfang/Ausstattung

Hübsch verpackt im stabilen Mediabook befinden sich neben dem Film auf DVD und einem kleinen Poster zwei zusätzliche Discs: Die Grindhouse Edition auf DVD, ebenso wie der Soundtrack auf CD. Das Gesamtpaket ist auf 2000 Stück limitiert und hat damit sofort den Sammeltrieb in mir geweckt. Obendrauf gibt es neben diversen Extras auch einen klasse Audiokommentar mit Marcus Stiglegger und Ivo Ritzer, den man sich, soweit man sich dieses Schmuckstück anschaffen möchte, unbedingt mal reinziehen sollte. Das im Mediabook befindliche Heftchen bietet zu guter Letzt neben informativen Zeilen reichlich lustige Anekdoten – sollte man im Idealfall vor dem Filmgenuss gelesen haben.

Film/Kritik

Lucio Fulcis Ausflug in das Barbarengenre ist absolut nichts für jedermann: Wer ein episches Fantasy-Abenteuer voller Spannung, Twists und vor allem Inhalt erwartet, wird herbe enttäuscht. Wer allerdings, so wie ich, auf Trash der übelsten Sorte steht, der greife gerne jetzt schon zu – Conquest, oder La Conquista, so der Originaltitel, bietet eine bunte Palette an Gore ala Fulci, saudämlichen Sprüchen, psychedelischen Effekten, unheimlich billig gestalteten „Monstern“ und Szenen, bei denen man sich lediglich die Hände überm Kopf zusammenschlagen kann. Aber um was geht es bei diesem exotischen Machwerk eigentlich? Komisch, denn diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten.

Lockenkopf Ilias (Andrea Occhipinti) macht sich eines Tages auf, um eine Reise voller Gefahren anzutreten – laut rückseitigem Text, um seine Männlichkeit zu erproben. Nur mit einem SciFi-Laserbogen bewaffnet, wird er in diesem vernebelten, unwirtlichen Land von der spärlich bekleideten Ocron (Sabrina Siani) gejagt, die ihre stark an Wookies erinnernden Diener auf ihn hetzt. Glücklicherweise trifft er auf den muskulösen Mace (Jorge Rivero), der wohl sämtliche Barbarenklischees zu erfüllen vermag – der hilft Ilias aus der Klemme, woraufhin die beiden nun gemeinsam durch die Lande ziehen. In den etwa 85 Minuten erwartet den geneigten Trash-Freund, wie man anhand der faktisch nicht wahrnehmbaren Handlung erkennen kann, eine Aneinanderreihung von blutigen Auseinandersetzungen, mehr oder minder spannenden Kloppereien, seltsam psychedelisch wirkenden Aufnahmen und dämlichem Geschwätz voller unfreiwilliger Komik. Mal bekommen es Ilias und Mace mit den bereits erwähnten Wookie-Dienern Ocrons' zu tun, ein andermal lauern haarige, fliegende Fellmonster mit roten Augen in den tiefen Höhlen. Besagte Szene ist leider ziemlich dunkel gehalten, wodurch man den Kampf nur wage erkennen kann, allerdings erwartet einen hier gegen Ende des Films ein, zumindest für mich, unerwarteter Twist. Eine Stelle ist gegen Mitte der Odyssee dabei wirklich gruselig: Um Ilias zu retten schippert Mace zu den Sümpfen, wo ihm (Fulci-typisch) schlurfende Zombies auf die Pelle rücken. Hier vermag die ein oder andere Aufnahme wirklich Stimmung zu erzeugen. Das Sammelsurium an merkwürdigen Widersachern ist tatsächlich groß und nicht minder unterhaltsam, warten doch noch viele weitere Gefahren auf unser barbarisches Duo – lasst euch einfach überraschen. Zu guter Letzt gibt es da noch das Volk, das dieses Land zu bewohnen scheint und unter dem Einfluss Ocrons' steht, welches jedoch so gar nichts barbarisches aufzufahren vermag, sondern eher aus der Steinzeit entflohen scheint.

So seltsam das alles klingt, es geht noch um einiges seltsamer: Als ich den Film einst auf VHS geschenkt bekam, dachte ich zuerst, die Kassette wäre vollkommen hinüber. Man konnte einfach nichts erkennen, alles war grell und vernebelt. Zwei Minuten später warf ich die VHS in den Müll. Nach Einlegen der DVD wurde ich dann eines Besseren belehrt: Das war Absicht. Bei La Conquista arbeitet ununterbrochen die Nebelmaschine im Hintergrund, möglicherweise um eine besondere Mystik oder Atmosphäre zu erzeugen, was den Machern nur geringfügig gelingt. Darüber hinaus liegt auf dem Film ein permanenter Weichzeichner – zusammen ergibt das einen überdrehten Bildermatsch, man kann es sich kaum vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Über das Ziel hinaus schießt man auch mit dem Soundtrack: Wer will denn abgedrehte elektronische Mukke in einem Fantasy-Film auf die Ohren bekommen, sodass man sich fast in einem Billig-SciFi-Streifen wähnt? Ganz ehrlich: Ich! Conquest wird dadurch noch undurchschaubarer, noch seltsamer und noch exotischer. Ein grandioser Zug, der diesen Klamauk nur noch erwähnenswerter macht.

Fazit

La Conquista ist ein Kleinod des Trash-Films, der perfekte Abschluss für den Filmabend (vor allem nach ein paar Büchsen Bier), Pflichtkauf für den Fulci-Fan und ein Exot unter allen Fantasy-Streifen. Die ganzen obskuren Gestalten und all die abgedrehten Szenen sorgen für ein paar Lacher, während das permanente Nebel-Gepuste, die heftige Weichzeichnung und der völlig unpassende Soundtrack diesen Film noch viel seltsamer machen, als er ohnehin schon ist. Das Mediabook ist dabei über alle Zweifel erhaben: Der großartige Audiokommentar und die für den ein oder anderen sicher sehr interessante Grindhouse-Fassung machen diese Edition zu einer runden Sache. Zugegeben: Spannend ist das alles nicht wirklich, dass ich diesen Film jedoch bereits mindestens fünf Mal innerhalb eines Jahres geschaut habe, ist ein unwiderlegbarer Fakt. Guten Gewissens vergebe ich einen monströs weichgezeichneten Barbarian-Trash-Score von:

8/10

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